Inside Outside – Nicosia‘s Space in Between
Masterthesis

Category

public, Szenografie

Process

HfT Stuttgart, SS15
Masterthesis

About

Die Masterthesis Inside Outside – Nicosia‘s Space in Between befasst sich mit den architektonischen Auswirkungen der Teilung Zyperns auf das Stadtbild Nikosias und den Zukunftsmöglichkeiten für den Leerraum der Pufferzone nach einer Wiedervereinigung. Die Arbeit konzentriert sich auf die historische Altstadt.
Die Hauptfrage der theoretischen Ausarbeitung lautet: Wie sieht der verbotene Leerraum im Herzen der geteilten Hauptstadt aus und welche Auswirkungen ergeben sich auf das angrenzende Stadtbild? Die Beobachtung erfolgt aus dem Blickwinkel der Innenarchitektur und nicht dem der Stadtplanung. Der Fokus liegt auf der Atmosphäre, dem Raumgefüge und der Betrachtung von Gestaltungsdetails. Das prägende Element sind die Fassaden. Die unterschiedlichen Mauern, die die Stadt prägen, werden untersucht und kategorisiert. Der Zerfall der Gebäude in der Pufferzone führt zu Ruinen – nur Mauern stehen noch dort. Innenräume gibt es de facto keine mehr. In Teilen Nikosias wird der Eindruck eines intakten Straßenbildes durch restaurierte Fassaden erzeugt. Kulissen entstehen in den Straßenzügen und führen zu Irritation. Illusion und Realität sind im Stadtbild nicht einfach zu trennen. Es findet eine Metamorphose vom Außenraum zum gestalteten Innenraum statt. Die Fassaden bilden das architektonische Erbe und bieten den Rahmen zur Revitalisierung des öffentlichen Raumes. Die Untersuchung der generellen Wirkungskraft der Fassade und des Phänomens der Kulissenarchitektur lässt auch weitere Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft der Pufferzone Nikosias erkennen.
Der konzeptionelle Entwurf skizziert ein Zukunftsszenario und greift die Chancen des Leerraumes der Pufferzone auf. Bei der Vereinigung der Inselhälften wird die Pufferzone zur neuen Lebensader. Interventionen an und hinter den Fassaden erweitern den öffentlichen Raum und schaffen einen Ort für das Aufeinandertreffen der entfremdeten Kulturen. Der Ort wird entdeckt und der Wille zur Investition geweckt.
Ein temporärer gestalterischer Eingriff kann das Bewusstsein für die Stärke des Ortes schärfen und den Zyprioten das Potential dieses noch leeren Raumes aufzeigen. Eine befristete Intervention bildet die Übergangsperiode bevor der Raum architektonisch abschließend gestaltet wird.
Das Gestaltungsszenario berücksichtigt, dass die Pufferzone nicht unmittelbar in Gänze geöffnet werden kann, weil das Gebiet zunächst gesichert werden muss. Nur Verbindungsstraßen werden in der ersten Phase geöffnet. An solch einer Straße befindet sich der Aktionsraum. Wegen der zentralen Lage wird hier nicht nur der Durchgang ermöglicht, sondern das Areal zusätzlich zur Präsentationsfläche.
Die Gebäude sind inzwischen zu Ruinen verfallen. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Innen- und Außenraum. Frei bewegen sich die Menschen in der Ruinenlandschaft in undefinierten Zwischenräumen und entdecken die historischen Fragmente. Die Intervention legt behutsam Spuren frei und zeigt neue Nutzungsmöglichkeiten auf.
Räumliche Strukturen bleiben weitestgehend unangetastet, um das historische Erbe zu erhalten. Gefahrenquellen wie einsturzgefährdete Dächer, morsche Wände werden entfernt oder gesichert. Die Gebäudehüllen bewahren als Kulissen das alte Straßenbild.
Die Gestaltung des Übergangsszenarios erfolgt durch minimale Interventionen, die eine maximale Intensität schaffen. Die Materialauswahl beschränkt sich bewusst auf Textil. Nach der Inszenierung lässt es sich rückstandslos aus dem Raum entfernen und kann wiederverwertet werden. Die Gestaltung verkörpert eine Idee und wenn sich diese zu einem festen Plan gefestigt hat, verschwindet sie.
Die Interventionen verteilen sich punktuell über das zugängliche Areal. Interessante Charakteristika werden inszeniert und bilden Anreize für die Suche und Entdeckungsreise. Leerstellen hingegen regen die eigene Fantasie an. Das wichtigste Element bleiben die historischen Fragmente. Die temporären Gestaltungselemente ordnen sich diesen unter. Stahlkonstruktionen sichern und stützen in erster Linie vorhandene Strukturen und schaffen Kulissenwände. Durch textile Gestaltung erfährt die Ruinenlandschaft eine Leichtigkeit und Transparenz. Stoffe verknüpfen den Zwischenraum zu einem neuen Ganzen. Textil wird ursprünglich in der Innenarchitektur eingesetzt. Die Verwendung in der Ruinenlandschaft unterstreicht das diffuse Raumgefüge: Inside – Outside?

HfT Stuttgart, SS15